John Bellamy Foster 11-13 Minuten
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Anthony Giddens behauptete 1981, in seinen Frühschriften ließe Marx zwar ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein erkennen, später aber habe er eine „prometheische Haltung“ gegenüber der Natur entwickelt.1
Michael Redclift machte geltend, laut Marx habe die Umwelt die Funktion, „Dinge zu ermöglichen“, als wertschöpfenden Faktor habe er aber nur die Arbeitskraft gelten lassen.2
Nach Alec Nove glaubte Marx, da der Kapitalismus „das Problem der Produktion gelöst“ habe, könne die künftige „Gesellschaft der assoziierten Produzenten“ Probleme wie die „Nutzung seltener Ressourcen“ vernachlässigen. Für Marx sei also „ökologisches Bewusstsein“ im Sozialismus überflüssig.3
Haben diese Kritiker recht? Im 19. Jahrhundert war das große ökologische Problem des Kapitalismus in Europa und Nordamerika die schwindende Ertragskraft der Böden durch Nährstoffverluste. Daraus erwuchs eine malthusianische Angst vor Überbevölkerung. In den 1820er und 1830er Jahren ließ die Angst vor der Erschöpfung der Böden in Großbritannien und anderswo die Nachfrage nach Düngemitteln enorm ansteigen.
1835 traf in Liverpool der erste Frachter mit peruanischem Guano ein. Von 1841 bis 1847 stieg die importierte Menge von 1700 auf 220 000 Tonnen. Verzweifelte Bauern durchwühlten die Schlachtfelder von Waterloo und Austerlitz nach Knochen, die sie zermahlten und auf ihren Feldern verteilten.
Marx war keineswegs blind für Umweltfragen. Beeinflusst von den Überlegungen des deutschen Chemikers Justus von Liebig,4 entwickelte er um 1860 eine systematische Kritik der kapitalistischen „Ausbeutung“ der Erde, die vor allem auf zwei Punkte abhob: den Diebstahl ihrer Nährstoffe und die Unfähigkeit der Menschen, deren Regeneration zu gewährleisten. Seine Analyse der kapitalistischen Landwirtschaft mündete in die Darstellung der Art und Weise, wie Industrie und großformatige Landwirtschaft zusammenwirken, um die Böden und die Arbeiter auszusaugen.