Salvador Allende: Es war ein Privileg dabei zu sein
Von Nils Brock, Álvaro Garreaud und Pamela Cuadros
AFP
Am 4. September jährt sich zum 50. Mal der Wahlsieg Salvador Allendes. Als bekennender Marxist gelingt dem Kandidaten des Linksbündnis Unidad Popular (UP) damals Unerhörtes: Eine knappe Mehrheit der chilenischen Bevölkerung entscheidet sich an der Wahlurne dafür, den Aufbau eines demokratischen Sozialismus zu wagen – auf ganz legalem Weg. International herrscht links wie rechts Skepsis: Während die US-Regierung nicht müde wird, vor einem »zweiten Kuba« zu warnen, kritisieren Anhänger*innen der kubanischen Revolution den »bürgerlichen Charakter« des chilenischen Irrweges, da beim Kampf gegen das Imperium nichts an einer bewaffneten nationalen Befreiung vorbeiführe. Euphorisch reagieren dagegen alle jene, die der Kalten-Kriegs-Logik müde sind, die genug haben vom Krieg in Vietnam und der Niederschlagung von Reformbewegungen wie dem Prager Frühling. Könnte es nicht sein, dass dort in Chile an einem gerechteren Miteinander laboriert wird, das sich an einem kollektiven Horizont orientiert ohne dafür individuelle Freiheiten opfern zu müssen?
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Zehntausende zieht es in der dreijährigen Regierungszeit Allendes nach Chile: unabhängige Berichterstatter wie Saul Landau und Régis Debray, Intellektuelle wie Rossana Rossanda und Eric Hobsbawm, Künstler*innen wie Leonore Mau und Silvio Rodriguez, oder Politiker wie Zhou Enlai und Francois Mitterand. Doch Weiterlesen