Jutta Ditfurth im Gespräch: „AfD und Nazis haben ein echtes Problem“

Freie Autorin und Aktivistin

Aktivistin Jutta Ditfurth ist für kontroverse Debatten bekannt.

Aktivistin Jutta Ditfurth ist für kontroverse Debatten bekannt.

© picture alliance / Melanie Grande/WDR/dpa

Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau berichtet die Autorin und politische Aktivistin Jutta Ditfurth von ihren Erfahrungen während der Corona-Krise. Das Interview führte Katja Thorwarth.

Frau Ditfurth, Sie befinden sich derzeit in Quarantäne. Wie geht es Ihnen?

Nicht so gut. Aber Manfred Zieran, dem andern ÖkoLinX-Stadtverordneten, geht es schlechter.

Sie haben einen Spendenaufruf gestartet. Wie problematisch ist die Situation für Freischaffende?

Bei allen freien Künstler*innen, Journalist*innen, Autor*innen, Musiker*innen, Tänzer*innen, Roadies usw. wird jetzt klar, dass sie durch rabiate Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen in den letzten Jahrzehnten nicht nur keine Reserven für das Alter, sondern auch keine Reserven für eine Pandemie aufbauen konnten. Ihre materiellen Existenzen brechen zusammen.

Aber Sie sitzen doch als Abgeordnete im Frankfurter Römer.

Ich bin keine Abgeordnete, sondern Stadtverordnete, das ist ein kommunales Ehrenamt. Dafür gibt es weder Diäten noch Pensionsansprüche, sondern nur eine persönliche Aufwandsentschädigung von rund 1000 Euro im Monat. Die versteuere ich und mit dem Rest finanziere ich die parlamentarische Geschäftsstelle Weiterlesen Jutta Ditfurth im Gespräch: „AfD und Nazis haben ein echtes Problem“

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Krisentagebuch 006: Krise, Klasse, Eierkuchen

Verschwörungstheorien zum Coronavirus „Krudester Antisemitismus bricht sich Bahn“

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen AntisemitismusFoto: Imago/Metodi Popow

Die Coronavirus-Pandemie werde zum Nährboden für antijüdische Hetze im Internet, warnt der Regierungsbeauftrage Felix Klein. Er ruft zum Einschreiten auf.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnt vor massenhaft kursierenden antijüdischen Verschwörungstheorien in Verbindung mit dem sich ausbreitenden Coronavirus. Die Pandemie schaffe ein Klima der allgemeinen Verunsicherung, was Beschuldigungen einzelner Personengruppen idealen Nährboden liefere, sagte Klein dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel. „Es überrascht leider nicht, dass Juden und Israel Hauptziele sind. Antisemitische Hassreden verbreiten sich schnell im Internet und dort insbesondere auf den gängigen Social-Media-Plattformen.“ 

[Aktuelle Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie können Sie hier im Newsblog verfolgen.]

Verschwörungstheoretikern, rechten Hetzern und Antisemiten scheine offenbar nichts zu absurd, um es nicht zu verbreiten. „Die Rede ist da von einer jüdischen Übernahme der Weltwirtschaft, jüdischen Gewinnen aus einem möglichen Impfstoff, von Israel entwickelten Biowaffen, oder einem jüdischen Versuch, die Weltbevölkerung zu reduzieren. Krudester Antisemitismus bricht sich Bahn“, sagte Klein.

Die Vergangenheit habe auf tragische Art und Weise gezeigt, dass aus Worten Taten werden können, sagte Klein. Er ruft deshalb dazu auf, alles zu tun, damit solche Hassrede nicht weiterhin online verbreitet wird. „Auch jede und jeder Einzelne ist hier gefordert, indem man einschreitet und antisemitische Diffamierungen gegenüber dem Betreiber der Plattform meldet.“

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Spendenaufruf von Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth „Ich bin in echter Existenznot“

Jutta Ditfurth:

Jutta Ditfurth: „Mein Aufruf hat eine Riesenwelle ausgelöst“

Christoph Hardt/ Future Image/ imago

SPIEGEL: Frau Ditfurth, Sie haben auf Twitter einen Spendenaufruf gestartet – für sich selbst. Was ist los bei Ihnen?  

Ditfurth: Ich war ab Ende Januar sechs Wochen schwer an Grippe erkrankt und es wäre fast schlecht ausgegangen. Dann eine Woche Pause. In der wurden leider alle für dieses Jahr geplanten Lesungen und Vorträge abgesagt. Dann bekam ich auch noch Covid-19. Ich bin in echter Existenznot. 

SPIEGEL: Wie geht es Ihnen denn gerade? 

Ditfurth: Ich hab Fieber, Hustenanfälle, Magenschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfall und seit zwei Tagen ist der Geschmackssinn weg. Mein Arzt hat eindeutig Covid-19 diagnostiziert, aber ich bekomme in Frankfurt keinen Test. Niemand bekommt einen, sofern er nicht in Südtirol war oder ins Krankenhaus eingeliefert wird. Die veröffentlichten Zahlen von Covid-19-Kranken zeigen nur einen Bruchteil der Infizierten.

SPIEGEL: Sie sitzen doch im Frankfurter Stadtparlament, bekommen Sie denn da kein Geld? 

Ditfurth: Ich bin keine Abgeordnete, sondern Stadtverordnete, das ist ein kommunales Ehrenamt. Dafür gibt es weder Weiterlesen Spendenaufruf von Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth „Ich bin in echter Existenznot“

Geld oder Leben

Das Coronavirus breitet sich rasant aus, die Zahl der Toten steigt täglich, doch schon wird gefordert, bald wieder zur Normalität zurückzukehren. Die Begründung: Der Wirtschaft seien die Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung nicht länger zuzumuten. »Die Heilung darf nicht schlimmer sein als die Krankheit«, so US-Präsident Donald Trump. Dan Patrick, Vizegouverneur des Bundesstaates Texas, bietet an, für eine Wiederaufnahme der Produktion sein Leben und das anderer zu riskieren, denn er sei »nicht bereit, das gesamte Land zu opfern«. Auch in Deutschland wird gewarnt, dass geschlossene Geschäfte und Produktionsstopp die Wirtschaft ruinieren: »Länger als bis zum Sommer kann der Stillstand nicht dauern«, sagt VW-Vorstand Jürgen Stackmann, »das halten Gesellschaft und Wirtschaft nicht aus.«

Die Forderung, zum Wohle von Wirtschaft und Börse die Schutzmaßnahmen aufzuheben oder abzuschwächen, wird vielfach als menschenverachtend kritisiert. Doch liegt ihr ein realer Gegensatz zu Grunde: »Wir wollen es vielleicht nicht wahrhaben, aber es gibt eine Abwägung zwischen dem Kampf gegen das Virus und der Zerstörung der Wirtschaft«, so formuliert ihn der US-Finanzjournalist Clive Crook. Diese Abwägung wird nun vollzogen, das Für und Wider diskutiert. Aber niemand stellt die Frage, wieso die Entscheidung zwischen Überleben der Menschen und Überleben der Wirtschaft so drängt? Selbstverständlich ist das nicht.

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Opfer: Dass das herrschende Wirtschaftssystem Menschenleben fordert, ist im Prinzip nichts neues. Dass Armut das Leben verkürzt, ist statistisch gut belegt. Die meisten Opfer allerdings Weiterlesen Geld oder Leben