»Mit der Orientierung auf Profite brechen«
Globalisierungskritisches Netzwerk ATTAC besteht seit zwei Jahrzehnten – ein Grund zur Reflexion und zum Feiern. Ein Gespräch mit Werner Rätz

ATTAC in Aktion vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main (24.9.2009)
Werner Rätz ist Mitbegründer von ATTAC Deutschland und im Koordinierungskreis des globalisierungskritischen Netzwerks aktiv
Am Wochenende feierte ATTAC in der Paulskirche in Frankfurt am Main sein 20jähriges Bestehen. Motto: »Zivilgesellschaft unter Druck: Die Bedeutung von kritischem Engagement für die Demokratie«. Was waren die wichtigsten Etappen des globalisierungskritischen Netzwerkes in den zwei Jahrzehnten?
Als ATTAC vor zwanzig Jahren gegründet wurde, gab es innerhalb der Linken die Befürchtung, dass die bürgerliche Ansage, es gäbe keine Alternative, lähmende Wirkung haben würde. Unsere Grundaussage damals: »Es gibt eine Alternative. Wir können etwas verändern.« Angefangen hatte alles mit dem Widerstand gegen Neoliberalismus und Konzernherrschaft, als sich die Regierungschefs der G-8-Industrienationen 2001 in Genua trafen. ATTAC war dabei, dieses Thema in der Öffentlichkeit zu plazieren.
2007 waren wir gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm aktiv. Seit 2003 waren wir zudem Teil eines sozialpolitischen Bündnisses, das gegen die »Agenda 2010« der SPD-Grünen-Regierung und Hartz IV protestierte. Entsprechende sozialpolitische Auseinandersetzungen prägt ATTAC immer noch entscheidend mit.
Wir wendeten uns auch gegen die Ökonomisierung des Gesundheitssystems, sprachen uns gegen sogenannte Fallpauschalen aus. Wir fanden es absurd, die stationäre Krankenbehandlung im psychiatrischen und psychosomatischen Bereich mit einer Pauschale abzurechnen und zu definieren: So und so viele Stunden Behandlung erfordere es angeblich, einen schizophrenen Patienten von seiner Krankheit zu heilen. Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten – und nicht zu vergessen: das Krankenhauspersonal. Schade, dass es für all die Auseinandersetzungen, die wir in der Sozialpolitik führen, kaum ein Echo gibt.
Weshalb gab es im Vorfeld gegen die Feier von ATTAC am vergangenen Wochenende in der Paulskirche mit etwa 550 Gästen so erbitterten Widerspruch der Frankfurter CDU?
Zunächst: Angestiftet hatte diese Kampagne gegen uns wenige Tage zuvor der Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker (CDU). Im wesentlichen Weiterlesen Mit der Orientierung auf Profite brechen