
Frau mit Einkaufstüten: Was sonst tun mit all den Stunden?
Cavan Images/ Getty Images
Das neue Jahrzehnt wird bei denen, die nicht zu den Hunderttausenden Wohnungslosen in Deutschland gehören oder zu der Gruppe der Hartz-IV-Empfänger, deren Leistungen um 174 Millionen Euro gekürzt wurden, als das Jahr des kritischen Konsums in die Geschichte eingehen.
Wer kann, erlaubt sich Shoppingtrips in europäische Großstädte. Wenngleich mit einem kurzen Moment des Innehaltens: Was tue ich hier? Ist es nicht dumpf, in Städte zu reisen, nur um da in Läden herumzustromern, die zu Hause gleich aussehen? Ist es nicht langweilig, dass ich so manipulierbar bin und nur kaufen mich glücklich macht?
Die Alternativen sind: fast nicht vorhanden. Unsere Welt ist für Kaufende gemacht. Es gibt kaum etwas, außer Sport, das so unkompliziert verlässlich sinn- und erregungsstiftend funktioniert wie der simple Erwerb von Zeug. Die kleine Perfektionierung unserer selbst, schnell und unkompliziert, die ständig verfügbare Erweiterung des Selbst. Und nichts anderes verspricht so schnell den gleichen Effekt.
Essen, also Essen konsumieren vielleicht, sich verlieben, oder bei der Arbeit in einen Flow geraten, Adrenalinausschüttung beim Sport. Das sind vergleichbare, aber sehr viel unzuverlässigere Glücksmomentgaranten. Die Zeiten, in denen es langte, mit religiösen Texten gegen die Leere des Lebens anzubeten, sind weitgehend vorüber in der besten aller Gesellschaftsformen, die der Welt bescheidenen Wohlstand und uns Sushi gebracht hat.
Was sonst tun mit all den Stunden? Träumen im Netz, Strände Weiterlesen Konsum Unsere Welt ist für Kaufende gemacht