07.08.2019 13:00 Uhr
Sea-Watch-Kapitänin Rackete erntete Lob und Hass. Italiens Innenminister nannte sie kriminell. Was sie von ihm und seinem deutschen Kollegen hält und was in der EU falsch läuft.
Carola Rackete an Bord der Sea-Watch 3 (Archiv).
Quelle: Till M. Egen/Sea-Watch.org/dpa
heute.de: Frau Rackete, nach 17 Tagen an Bord der „Sea-Watch 3“ haben Sie entschieden, ohne Erlaubnis der italienischen Regierung, den Hafen von Lampedusa anzusteuern. Nun wird gegen Sie wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Widerstand gegen ein Kriegsschiff ermittelt. An welchem Punkt haben Sie entschieden, dass Sie die Situation an Bord nicht mehr verantworten können?
Carola Rackete: Die Ärzte haben mir jeden Tag medizinische Berichte geschrieben, in denen sich abgezeichnet hat, dass es irgendwann, insbesondere aufgrund der psychologischen Situation, einfach nicht mehr zu verantworten war. Wir konnten nicht mehr einschätzen, wie die Leute reagieren würden.
Es gab zum Beispiel von Anfang an Menschen, die davon gesprochen haben, dass sie in einen Hungerstreik gehen würden. Oder wir hatten Leute, die, nachdem es eine Teil-Evakuierung gab, fragten, ob sie erst alle krank werden oder über Bord springen müssten, damit sie gerettet werden. Und dann muss man sich fragen, ob das real werden könnte. In so einer Situation kann ja keiner mehr klar denken.
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Wir konnten nicht mehr einschätzen, wie die Leute reagieren würden.
Carola Rackete, Seenotretterin
Carola Rackete
Seenotretterin
heute.de: Wissen Sie, was mit den insgesamt 53 Menschen, die sich ursprünglich an Bord der „Sea-Watch 3“ befunden haben, mittlerweile passiert ist?